Bildhauer Friedhelm Welge - PROJEKT 1

MAN NAGELTE IHM SEINE HÄNDE AUF DEN KOPF. PANTALEON. LEIBARZT KAISER MAXIMILIANS, HINGEMORDET FÜR SEINE FREIHEIT, ANDERSGLÄUBIG ZU SEIN.

3. Jahrhundert. Nikomedien. 2004 konnte die Welt ein Foto aus einem irakischen Gefängnis sehen: ein Mann, nackt, Sack über dem Kopf, Hände über dem Kopf zusammengebunden. Gedemütigt von amerikanischen Soldaten, die vorgaben, ein Land befreit zu haben. Märtyrer. Dieses Wort scheint in unserem Jetzt eine andere Bedeutung bekommen zu haben. Weil wir "Zivilisierten" das nicht mehr begreifen können, dass jemand für seine Überzeugung zu sterben bereit ist – oder sich nicht anders wehren kann. Ein Unwort macht sich da breit: Selbstmordattentäter. Schlimmste Gewalt zu erdulden oder in Kauf zu nehmen, Gewaltlosigkeit, die entlarvt und letztendlich obsiegt. Diese Skulptur hat für meine Arbeit am Projekt 14 etwas sehr Symbolträchtiges und Signalhaftes. Sie zeigt meine Art zu arbeiten: Die Skulptur wird aus dem Block heraus gelöst und die Form des Steinblockes wird noch bewahrt. Ikonographisch ist meine Skulptur ungewöhnlich nah dran an Darstellungen der Romanik bis zum Spätbarock. Ihre Signalwirkung ist für mich eine ähnliche wie in der Installation "Straßenbahnhaltestelle" von Joseph Beuys von 1976, dem ich in jenen Jahren zu begegnen das Glück hatte. Erst heute spüre und begreife ich, wie sehr Beuys mich geprägt hat.  

Roter Wesersandstein (Höhe 195 cm).

© Text und Skulpturen: Bildhauer Friedhelm Welge

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