Das siebte Kreuz von Anna Seghers

Auf den Spuren von Georg Heisler

Die Frankfurter KunstGesellschaft organisierte am 29. Mai 2018 eine Tagesfahrt zur Gedenkstätte KZ Osthofen, zum Mainzer Dom und zur Gaststätte Engel in Kostheim. Drei fiktive Stationen in Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz.

Gedenkstätte KZ Osthofen

Zuerst wurde die Gedenkstätte KZ Osthofen besucht. Im Roman wird das Konzentrationslager, aus dem Georg Heisler zusammen mit sechs anderen Häftlingen flieht, Westhofen genannt. Während einer einstündigen Führung wurden die Geschichte und die Bedeutung des KZ Lager Osthofen dargelegt. Es war eines der ersten Konzentrationslager der Nationalsozialisten. Hier wurden erste Erfahrungen für die späteren Massen- und Todeslager gesammelt. Nach der Befreiung vom Faschismus 1945 hat es noch über 40 Jahre gedauert, bis die Gedenkstätte eingerichtet wurde. Vorausgegangen war eine einfache Gedenktafel, die 1978 von der Lagergemeinschaft ehemaliger Häftlinge des Konzentrationslagers Osthofen an der Außenmauer angebracht werden durfte.

Kunst in der Gedänkstätte

Kunstwerke können einen anderen Zugang zu Erinnerung und Gedenken bieten. In Osthofen geschieht dies haupsächlich durch Werke von Bildhauern. So arbeiteten einige Künstler im Sommer 2000 mehrere Monate auf dem Gelände und schufen fünf große Skulpturen: Künstler gegen Gewalt.

Bereits im Herbst 1990 arbeitete der heute in Offenbach am Main lebende Bildhauer Friedhelm Welge auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers. Es entstanden Objekte, Installatio­nen, Wandbilder und Skulpturen. Als bleibendes Kunstwerk schuf Friedhelm Welge für das ehemalige KZ Osthofen die Skulptur Sich Windender aus rotem Sandstein. Der Künstler sagt zu seinem Werk, dass es sowohl den Häftling darstellt, der sich aus seinem Leiden befreien will, als auch den nicht Wissen-Wollenden Zeitgenossen (damals und heute), der sich abwendet. Beides geht jedoch nicht. Dies will der Bildhauer durch den bewusst nicht bearbeiteten Sockel der Skulptur dokumentieren.

Friedhelm Welge erläuterte den Teilnehmern der Fahrt den Entstehungsprozess von Sich Windender. Welge las aus seinen damaligen Tagebuchaufzeichnungen Erlebnisse sowohl mit zufälligen Besuchern als auch mit den damaligen Eigentümern vor.

Lesung: Das siebte Kreuz

Der Frankfurter Schauspieler Ilja Kamphues las vor Ort Auszüge aus Das siebte Kreuz. Dabei schilderte der gebürtige Oppenheimer auch seine ersten Leseerfahrungen des Buches als junger Mann. Seine nur einige Kilometer von Osthofen entferne Schule hat die Gedenkstätte nicht besucht: Es gab sie noch nicht.

Mainzer Dom

Eine hervorragende Rolle in Anna Seghers Roman Das siebte Kreuz spielt der Mainzer Dom - mit vollem Namen: Hoher Dom Sankt Martin zu Mainz. Hier verbringt Georg Heisler eine Nacht während seiner Flucht. Ilja Kamphues las entsprechende Passagen des Buches im Dom. Die Kunsthistorikerin und gebürtige Mainzerin Anna Seghers beschreibt hier einige der Kunstwerke des Domes. Die Detailtreue ist umso erstaunlicher, da sie den Roman als Emigrantin in Paris geschrieben hat.

Restaurant Engel in Kostheim

Die Exkursion endet in Mainz-Kostheim im Restaurant Engel. Hier verbringt Georg Heisler im Roman die letzte Nacht, bevor er auf einem Frachtschiff nach Holland entkommt. Auch dazu gab es eine Lesung von Ilja Kamphues. Frachtschiffer spielten eine wichtige Rolle im Widerstand gegen das Naziregime. Sie brachten Flugblätter und halfen bei der Flucht.

Ein Beispiel dafür ist der Häftling Philipp Wahl, dessen Geschichte dokumentiert ist.

Offenbacher im KZ Osthofen

Auch Offenbacher Bürger wurden in Osthofen eingekerkert. Einige waren mir noch - zumindest - vom Sehen her bekannt: Karl Schild, Usinger, Karl Gültig und Wilhelm Buckpesch. Von Walter Buckpesch sind auf der Internetseite der Gedenkstätte eine kurze Biografie und ein Foto veröffentlicht

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