Wolfgang Breckheimer

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7. Februar 1926 - 12. Juni 2011

Wolfgang Breckheimer, Jahrgang 1926, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Frankfurt-Riederwald. Seine Mutter war Jüdin. Als er sieben Jahre alt wurde, war das plötzlich ein Makel, denn die Nazis kamen an die Macht, sie erließen rassistische Gesetze, und das Leben der Familie Breckheimer geriet hart an die Existenzgrenze.
Seine Eltern waren Sozialdemokraten und Sozialisten; sie trafen sich geheim mit gleichgesinnten Verwandten und politischen Freunden, arbeiteten teilweise noch nach 1933 konspirativ gegen Hitler. Das Leben der Familie war nicht leicht, aber der Vater hielt bedingungslos zu seiner jüdischen Frau, zu Wolfgang Breckheimers Mutter Cäcilie.
Doch eines Tages wurde auch sie abgeholt und schließlich in Auschwitz umgebracht. Wut und Haß auf diese Mörderbande hat Wolfgang Breckheimers Leben bis zum heutigen Tag geprägt. Als er vom Tod seiner Mutter erfuhr, überfiel er, zusammen mit einem Schulfreund, einen betrunkenen Unteroffizier und nahm ihm den Revolver ab. Er wollte den Schuldigen, Gestapo-Kommissar Holland, umbringen. Der Siebzehnjährige kam nicht dazu. Sein Vater fand die Waffe und warf sie in den Main.
Was nur wenige Deutsche wußten und auch heute viele noch nicht wissen - es gab in dieser Zeit eine Opposition gegen die Nazis, zahlreiche aufrechte Menschen waren schon in die Konzentrationslager gebracht und auch ermordet worden. Dabei handelte es sich nicht nur um Juden, sondern auch um zahlreiche frühere Sozialdemokraten und Kommunisten. Ihre Kinder, die mit dem Bewußtsein ihrer Eltern aufgewachsen waren, ahnten und wußten, daß es noch ein anderes, ein menschliches Denken und Handeln gab.
Dann in den Kriegsjahren war die Opposition oft nur noch ein solidarisches Zusammenhalten, sich Aufrechthalten in der verbrecherischen Zeit. Aber es gab auch immer wieder Menschen, die ihr Leben riskierten, sogar Jugendliche. Wolfgang Breckheimer erzählt unter anderem von den "Edelweiß-Piraten", zu denen auch er gehörte, die da und dort lediglich Freunde waren, die ihre Freizeit mit Wanderungen und ihren Liedern gemeinsam verbrachten und sich politisch austauschten. Aber er berichtet auch von jenen jungen Menschen, die zu Waffen griffen und noch kurz vor Kriegsende erhängt oder erschossen wurden.
Wolfgang Breckheimer hat sich über die vielen Jahrzehnte seine Aufrichtigkeit und auch seine politischen Überzeugungen bewahrt; er steht auf einem festen Fundament und kann ein Vorbild sein, ein Vorbild für heutige junge Menschen, die alles nur vom Hörensagen kennen, die sich eine Zeit kaum vorstellen können, in der Andersdenkende und anderen Volksgruppen und Religionen Angehörende von der Staatsmacht verfolgt und getötet wurden.
Heute, wo wieder junge Menschen den alten Rattenfängern nachlaufen und zu Mördern werden, werden Zeitzeugen, wie Wolfgang Breckheimer, dringend gebraucht, um aus eigenem Erleben zu berichten, aufzuklären und zu warnen, auch um zu mutigem politischen Denken zu ermuntern; denn die Volksverhetzer, die Betrüger und Berufs-Egoisten der neuen Zeit lauern nur, um Menschen in alte und neue Knechtschaften zu verführen.

Quelle: Vorwort von Arnim Otto in: Wolfgang Breckheimer, Von den Nazis verfolgt - Ein Zeitzeuge berichtet, Offenbach a.M. 2001 (vergr.), ISBN 3-933116-67-8

Wolfgang Breckheimer schrieb seine Erinnerungen 1968 und veröffentlichte Sie im Selbstverlag unter dem Titel: Von den Faschisten verfolgt – Ein Zeitzeuge berichtet. 2001 erschien dann eine Ausgabe im Arnim Otto Verlag, die leider vergriffen ist. Damit dieses Buch und Wolfgang Breckheimer nicht in Vergessenheit geraten, wurde eine elektronische Fassung (e-book) neu veröffentlicht.

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