Heinrich-Heine-Denkmal Frankfurt a.M.

Zur Geschichte und heutigen Form

Das Heinrich-Heine-Denkmal in Frankfurt a.M. steht heute in der Taunusanlage. Gestaltet wurde es von Georg Kolbe. Die Bronze-Statuen wurden am 13. Dezember 1913 zu Heines 116. Geburtstag eingeweiht. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde es 1947 restauriert und an seinem heutigen Standort zum 150. Geburtstag Heines wieder aufgestellt.

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Von der Idee zur Einweihung des Heinrich-Heine-Denkmals

Wie kam dieses erste öffentliche Heinrich-Heine-Denkmal in Deutschland zustande und wie überlebte es die Diktatur der Nazis?

Erste Initiativen gab es bereits 1908. Die Frankfurter Freie Literarische Gesellschaft (Vorsitzender Paul Fulda) veranstaltete im Herbst 1909 eine Heine-Feier. Während dieser Feier wurde aus Kreisen des Bildungsbürgertums und der Intelligenz ein Komitee für ein öffentliches Heine-Denkmal angeregt. Unter OB Adickes bewilligte die Stadt Frankfurt am Main im Juni 1910 das Vorhaben. Zwischenzeitlich waren 20 000 Mark an Spendengeldern - insgesamt wurden es 24 000 Mark - gesammelt.

Drei Bildhauer wurden vom Komitee zu Entwürfen aufgefordert (Klimsch, Hub und Kolbe; nicht dabei waren z.B. Barlach oder Lehmbruck). Ziel des Komitees war es, den literarischen Heine zu ehren - nicht den Kämpfer Heine. Geehrt werden sollte also nur ein halber Heine. Das Komitee wollte eine symbolische Skulptur auf einem Sockel. Ein Abbild Heines sollte lediglich am Sockel erscheinen. Georg Kolbe - Mitglied der Berliner Secession und konservativer Plastiker, wurde schließlich mit der Realisierung beauftragt. Er hat die Nazis später aktiv unterstützt.

Kolbe ließ sich inspirieren von zwei Tänzern des ballet russe - Tamara Karsavina und Vaslav Nijinsky. Heraus kam ein junges Tanzpaar mit einer ihrer Posen. Dabei soll der Jüngling die Lyrik repräsentieren. Dem hockenden Mädchen wurde keine besondere Rolle zugedacht. Seitens der Stadt Frankfurt gab es noch einen Versuch nur die hockende Frau darzustellen.

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Adolf Bartel 1912 in Deutsches Schrifttum

Die Enthüllung und Einweihung des Heinrich-Heine-Denkmals durch OB Georg Voigt in der Friedberger Anlage (ca. 2 000 Anwesende) war begleitet von Protesten nationaler und antisemitisch gestimmter Kräfte. Auf dem Kalksteinsockel mit Heines Relief stand DEM DICHTER HEINE. Also nur der halbe Heine. Aber trotzdem: Der spätere (1933!) Staatspräsident und Kulturminister in Hessen Dr. Ferdinand Werner von der Deutschnationalen Partei nannte das Denkmal eine Schmach. Werner war einer von Vielen, aber er war geistiger Anstifter.

Zeit des Faschismus

Nur drei Monate nachdem den Nationalsozialisten die Macht übergeben worden war, wurde das Denkmal gestürzt. Valentin Senger hat in seiner Autobiographie beschrieben, wie er am Abend des 26. April 1933 Hitlerjungen beobachtete, die das Denkmal mit Stemmeisen vom Sockel brachen. Die Nazis berichteten, der Volkszorn habe das Denkmal gestürzt. Wenige Tage vorher (10. April 1933) erhielt der Frankfurter Oberbürgermeister einen Brief vom schon erwähnten Kulturminister Dr. Werner:

Beseitigen Sie bitte das Heinedenkmal, gegen dessen Frankfurter Erstellung ich in stürmischen Versammlungen vor 20 Jahren vergebens kämpfte.

Der seit dem 12. März 1933 amtierende NSDAP-Oberbürgermeister Dr. jur. Fritz Krebs meldete im Mai den Vollzug an den Kulturminister.

Als Frühlingslied von Kolbe wurde das Denkmal im Städelmuseum gelagert. Angeblich soll die Plastik auf neutralem Sockel im Städelgarten gestanden haben. Während des Krieges wurde sie mit anderen Objekten im Keller gelagert. Die Kellerdecke wurde allerdings von einer Bombe zerstört. Das Heine-Denkmal blieb dabei unbeschädigt. Kolbe arbeitete währenddessen aktiv an der NSDAP-Kulturpolitik mit und schuf arische Plastiken.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach der Befreiung von der Nazidiktatur durch die Alliierten wurde das Heinrich-Heine-Denkmal restauriert. Es erhielt einen neuen Sockel und ein neues Portraitrelief. Letzteres wurde gefertigt von einem gewendeten Kolbe - als wenn nichts gewesen wäre.

Dennoch ein Fortschritt: Die neue Inschrift im Bronzerelief lautet: HEINRICH HEINE. Also endlich der ganze Heine, der Dichter und der Kämpfer! Bereits am 14. Dezember 1947 wurde das Denkmal in der Taunusanlage wieder aufgestellt. Heinrich Heine hatte seinen 150. Geburtstag.

Im Hintergrund stehen dunkle Eiben. Aber links neben dem Heinrich-Heine-Denkmal wächst ein großer Magnolien-Baum, dessen Krone sich noch über die Eiben wölbt. Im Frühling gibt es nach der Blüte einige Tage lang einen weißen Blütenteppich.

Fotos

Heinrich Heine

Neuer Frühling I
 
Unterm weißen Baume sitzend,
Hörst du fern die Winde schrillen,
Siehst, wie oben stumme Wolken
Sich in Nebeldecken hüllen;
 
Siehst, wie unten ausgestorben
Wald und Flur, wie kahl geschoren; –
Um dich Winter, in dir Winter,
Und dein Herz ist eingefroren.
 
Plötzlich fallen auf dich nieder
Weiße Flocken, und verdrossen
Meinst du schon, mit Schneegestöber
Hab der Baum dich übergossen.
 
Doch es ist kein Schneegestöber,
Merkst es bald mit freudgem Schrecken;
Duftge Frühlingsblüten sind es,
Die dich necken und bedecken.
 
Welch ein schauersüßer Zauber!
Winter wandelt sich in Maie,
Schnee verwandelt sich in Blüten,
Und dein Herz es liebt aufs neue.

aus: Gedichtsammlung